Anders als die Münchner Residenz, die durch ein halbes Jahrtausend wuchs und daher Stilräume ganz verschiedener Epochen birgt, ist die Residenz Würzburg mit kurzen Unterbrechungen in knapp einer Generation und von Grund auf neu errichtet worden.
Page mit Schirm, Kaisersaal
Foto: Achim Bunz
Das architekturgeschichtliche Einzugsgebiet der Würzburger Residenz reicht von Wien bis Paris und von Genua und Venedig bis Amsterdam. Der Bau fasst die Ergebnisse der großen abendländischen Architekturströmungen jener Zeit, der französischen Schlossarchitektur, des Wiener Barock und des oberitalienischen Palast- und Sakralbaues, zu einem Gesamtkunstwerk von erstaunlicher Universalität zusammen.
Der Würzburger Hofarchitekt Balthasar Neumann, bei dem die Gesamtredaktion dieses gewaltigen Bauvorhabens lag, hatte sich jedenfalls nicht nur mit den führenden Architekten Deutschlands und Frankreichs auseinander zu setzen – mit Lucas von Hildebrandt und Maximilian von Welsch, mit Robert de Cotte und Germain Boffrand -, sondern auch mit zahlreichen Dekorationskünstlern wie etwa dem Italiener Antonio Bossi, dem »ornamentalen Genie« der Würzburger Residenz, oder den virtuosen Bildhauern und Schnitzern Johann Wolfgang van der Auwera aus Würzburg und Georg Adam Guthmann aus München und nicht zuletzt mit dem größten Freskenmaler des 18. Jahrhunderts, mit Giovanni Battista Tiepolo.
Fürstbischof Johann Philipp Franz
von Schönborn, um 1720
Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/
Ulrich Pfeuffer
Diese Künstler haben Balthasar Neumanns unvergleichliche Raumfolge – Vestibül, Treppenhaus, Weißer Saal, Kaisersaal –, eine der großartigsten, die je im Schlossbau ersonnen wurde, in kongenialer Weise ausgestattet und überdies noch in einer schöpferischen Gemeinschaftsleistung das »Würzburger Rokoko« hervorgebracht, die temperamentvollste von allen Varianten dieses Stils in Deutschland.
Im Übrigen ist die Würzburger Residenz keineswegs nur das Werk von Künstlern allein gewesen, sondern ebenso das einiger großer Bauherren, die diesen Riesenbau, abgesehen von den finanziellen und politischen Voraussetzungen, durch ihre weit gespannten Beziehungen über jede Enge hinaus auf internationales Niveau hoben. Gemeint ist das Haus der Grafen von Schönborn.
Fast alle geistlichen Fürsten aus dieser Dynastie waren passionierte Bauherren, die nicht nur durch die Großartigkeit ihres Anspruches die Planungen bestimmten, sondern auch schöpferisch mit eigenen Ideen und durch ihre erstaunliche Sachkenntnis. Die Würzburger Residenz, auf die sich das Mäzenatentum dieser außerordentlichen Familie konzentrierte, ist das großartige Ergebnis dieser Schönbornschen Passion.
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